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Prof Dr. Norbert Lammert beim Vortrag
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Hohe Aufmerksamkeit
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Die Verantwortlichen von KWG, KAS und VHS mit Norbert Lammert
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Dr. Norbert Lammert - Demokratie braucht Demokraten


Erfolgreiche politische Bildung mit dem ehemaligen Bundestagspräsidenten

Westfalen-Blatt vom 2. März 2024 von Iris Spieker-Siebrecht

Früherer Bundestagspräsident Norbert Lammert spricht auf Einladung der Volkshochschule und des KWG in Höxter

Das Jahr der Wahlen und der gemeinsame Auftrag, die Demokratie zu schützen

Mit dem Vortrag „Demokratie braucht Demokraten“ trat am Donnerstagnachmittag der frühere Bundestagspräsident Professor Dr. Norbert Lammert in der Aula des König-Wilhelm-Gymnasiums ans Rednerpult. Er sprach vor 200 Zuhörern.

Der prominente CDU-Politiker, der der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung ist, war auf Einladung der Volkshochschule Höxter-Marienmünster und des König-Wilhelm-Gymnasiums nach Höxter gekommen. Er sei zwar schon mal in der Stadt und in Corvey gewesen, allerdings nicht am KWG, der ehemaligen Schule seines Parteifreundes Professor Dr. Klaus Töpfer. Das sei eine Vervollständigung seiner Biografie, bedeutete Lammert mit einem Augenzwinkern.

Seine Vortragstätigkeit und der Dialog, vor allem auch mit jungen Menschen, sei ihm ein wichtiges Anliegen, erklärte er. Immer wieder freue er sich über Briefe, in denen sich junge Menschen für seine Worte als Initialzündung zu politischem Engagement bedankten. Zu dem Thema „Demokratie braucht Demokraten“ schlug Professor Dr. Lammert einen breiten Bogen aus der Vergangenheit über die Gegenwart politischer Systeme und Staaten, insbesondere Deutschlands.

Grundsatz: Demokratie braucht Demokraten

Mit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes am 23. Mai des Jahres 1949, also vor 75 Jahren, beginnt die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Auch nach der Wiedervereinigung 1990 bildet das Grundgesetz das juristische und ideologische Fundament des deutschen Staates – „und ist älter als die drei vorausgegangenen Systeme zusammen“, sagte Professor Dr. Lammers zu Beginn seiner Rede. Nach dem deutschen Kaiserreich (1871 bis 1918) folgten 15 Jahre Weimarer Republik und zwölf Jahre „1000-jähriges Reich“, die „zum Glück nach zwölf Jahren endeten“, wie der Redner ausführte.

Die Instabilität und Verletzlichkeit politischer Systeme würden sich nicht nur in dieser deutschen Vergangenheit widerspiegeln, sondern seien weltweit und durch die Menschheitsgeschichte hindurch zu beobachten. Wenn man die Mindestanforderungen an eine ernstzunehmende Demokratie zugrunde lege, würden von 193 Staaten weltweit nur 24 Staaten, die acht Prozent der Weltbevölkerung vertreten, diesem Anspruch gerecht werden. Wenn man die Verfassung der Weimarer Republik mit dem Grundgesetz vergleiche, seien Parallelen unübersehbar – „an der Verfassung hat es also nicht gelegen, dass diese Staatsform gescheitert ist“. Vielmehr sei es der Mangel an Demokraten gewesen. „Demokratie braucht Demokraten, die sie verteidigen.“ Dieser Grundsatz sei aktuell wichtiger denn je.

„Das Jahr 2024 geht als das Jahr in die Geschichte ein, in dem weltweit mehr Menschen denn je an einem Wahlvorgang teilnehmen“, sagte Norbert Lammert. In 60 Staaten werde gewählt, ungefähr die Hälfte der Weltbevölkerung sei davon betroffen. In einigen Fällen, wie in Russland, steht der Ausgang fest, in anderen, wie in den USA, nicht. „Aber der Ausgang der Wahlen wird nicht nur die einzelnen Länder betreffen, sondern weltpolitische Auswirkungen haben“, machte der Politiker deutlich.

Der Vortrag fesselte die Zuhörer, Lammert erwies sich einmal mehr als wortgewaltiger Rhetoriker, der Zusammenhänge verständlich darstellte und seine Ausführungen mit Humor und erstaunlichen Fakten unterstrich. Ein herausragendes Beispiel dafür, dass politische Themen nicht „theoretisch“, „trocken“ oder „schwer verständlich“ sein müssen, sondern spannende Einblicke vermitteln und persönliches Interesse und Engagement fördern können. Schüler, Lehrer und interessierte Bürger applaudierten lang anhaltend.

Auch das Elternhaus spielt eine wichtige Rolle

Schon zuvor stellte sich Lammert den Fragen einzelner Schüler, Lehrer und der Presse. Auf die Frage des WESTFALEN-BLATTES, wo und wann Demokratiebildung ansetzen solle, machte er deutlich, dass sowohl in Schulen, als auch im Elternhaus und der gesamten Gesellschaft, dies ein Thema sein müsse.

Keine dieser Institutionen sei allein verantwortlich und auch allein nicht in der Lage, jungen Menschen ein Demokratieverständnis zu vermitteln, wenn dieses nicht in allen Lebensbereichen eines jungen Menschen gespiegelt werde.

Mit Schülern diskutierte Norbert Lammert die Frage nach dem Verbot der AfD. Knut Multhaup und Carla Pamme äußerten sich besorgt über Umfragewerte, gerade auch unter Schülern. „Die AfD vertritt Werte, die in Deutschland nicht mehr vertreten werden dürfen“, meinten die Schüler. Der ehemalige Bundestagspräsident sieht indes die Gefahren, dass die politischen Ansichten der Anhänger durch ein Verbot nicht verschwinden, sondern sich in anderen Verbindungen bündeln würden. Außerdem sei es ein langwieriger Prozess, der der Partei die Möglichkeit gäbe, als Märtyrer und Opfer aufzutreten.

 


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